Die Finanzbranche hat angesichts der vielen Börsen- und Finanzkrisen in letzter Zeit viel Vertrauen verspielt. Als Anleger stellt sich deshalb für Sie die Frage, inwieweit Sie noch einer Bankberatung vertrauen können. Die Antwort auf diese Frage fällt zwiespältig aus. Einerseits hat sich aufgrund einer verschärften Gesetzeslage die Beratungsqualität im Hinblick auf die Erläuterung von Risiken und Kosten einer Anlage verbessert, andererseits sorgen weltwirtschaftliche Unsicherheiten und die immer noch bestehende Tendenz der meisten Geldhäuser, ihre eigenen Finanzprodukte bevorzugt anzupreisen, für eine eingeschränkte Wertigkeit der Bankberatung.
Verbesserte Aufklärung der Banken
Es gab eine Zeit, da wurden viele Anleger nicht über die Risiken und Kosten einer Anlageform aufgeklärt. Besonders beliebt war es bei Anlageberatern das Risiko von Zertifikaten herunterzuspielen, und zu verschweigen, dass mit einer Bankpleite auch die von der Bank herausgegebenen Zertifikate in ihrer Funktion als Inhaberschuldverschreibungen wertlos würden. Diese Zeiten sind vorbei. Heute können Sie davon ausgehen diesbezüglich vollständig aufgeklärt zu werden. Das gleiche gilt im Hinblick auf Investmentfonds und Einzelaktien. Auch die mit dem Erwerb von Finanzprodukten verbundenen Kosten werden Ihnen heutzutage besser erklärt als vorher.
Weltwirtschaftliche Unwägbarkeiten als Quelle von Fehlberatungen
Freilich ist es für die Banken in den letzten Jahren auch schwieriger geworden zielführende Beratung zu leisten. So hätte sich bis vor wenigen Jahren kaum jemand vorstellen können, dass mit Island und Griechenland zwei europäische Staaten faktisch in die Staatspleite schlittern würden. Wo aber selbst vormals als mündelsicher eingestufte Staatsanleihen europäischer Staaten nicht mehr uneingeschränkt vertrauenswürdig sind, fällt es den Bankern –ohne eigenes großes Verschulden-verständlicherweise schwer, Ihnen gute Ratschläge zu geben. Abgesehen davon, sollten Sie bedenken, dass die allermeisten Banken das Ausmaß der vergangenen Finanz- und Wirtschaftskrisen erheblich unterschätzt haben. Wenig spricht dafür, dass die Banken im Hinblick auf zukünftige Krisen besser in ihren Prognosen sein werden. Dies gilt um so mehr, als Banker traditionell die Furcht haben durch betont negative Prognosen eine Krise erst „herbeizureden“ und dadurch die Kapitalmärkte zu destabilisieren.
Das Eigeninteresse der Banken am Vertrieb hauseigener Finanzprodukte
Kritisch zu sehen ist die Neigung der meisten Bankberater Ihnen hauseigenen Finanzprodukte -wie etwa die Investmentfonds der hauseigenen Fondsgesellschaften- bevorzugt anzupreisen. Dies ist einem objektiven Vergleich verschiedener Finanzprodukte natürlich wenig zuträglich und dient nur dazu, Sie dazu veranlassen, die Produkte der jeweiligen Bank und nicht die der Konkurrenz zu erwerben.
Sie mögen heutzutage seitens der Banken über Risiken und Kosten besser aufgeklärt werden als dies früher der Fall gewesen ist. Gleichwohl ist ein gesundes Misstrauen bei Bankberatungen immer noch angezeigt.
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